Wer war P. Walter Jacob?
P. Walter Jacob (eigentl. Walter Jacob), am 26. Januar 1905 als Kind jüdischer Eltern in Duisburg geboren, zeichnete eine ungewöhnliche künstlerische Vielseitigkeit und ein unermüdliches Engagement für das Theater aus: Aus dem Fach der Opernregie kommend war er später als Regisseur in Oper, Operette und Schauspiel, als Musikpublizist, Schauspieler, Theaterleiter und Dirigent tätig.
Jacob studierte zunächst Philosophie, Theater- und Musikgeschichte in Berlin und ließ sich von namhaften Lehrern in den Bereichen Musik, Schauspiel und Tanz ausbilden. Erste Theatererfahrungen sammelte er als Regieassistent an der Berliner Staatsoper. Ab Ende der 1920er Jahre war er an verschiedenen Bühnen engagiert, u. a. in Koblenz, Lübeck, Wuppertal und Essen. Jacob stand am Beginn einer viel versprechenden Musiktheaterkarriere, als er im März 1933 nur knapp seiner drohenden Verhaftung entgehen konnte. Von 1933 bis 1949 lebte er im Exil. Sein Weg führte ihn hierbei zunächst nach Amsterdam und dann – immer auf der Suche nach Arbeitsmöglichkeiten – über Paris, Luxemburg und Teplitz-Schönau schließlich nach Südamerika.
In dieser Zeit weitete er, teilweise unter dem Pseudonym Paul Walter, seine publizistische Tätigkeit aus. In Buenos Aires gründete und leitete er zehn Jahre lang die Freie Deutsche Bühne (F. D. B.), die einzige ständig spielende deutschsprachige Bühne in Südamerika, die bis in die 1960er Jahre Bestand hatte. Nach 17 Jahren im Exil kehrte Jacob, dessen Familie nahezu vollständig dem NS-Terror zum Opfer fiel, 1950 als Intendant (später Generalintendant) der Städtischen Bühnen Dortmund nach Deutschland zurück. Mit diesem zwölf Jahre dauernden Engagement zählt Jacob zu den Ausnahmen unter den Remigranten im Allgemeinen und unter den Theaterleuten, die nach Deutschland zurückkehrten, im Besonderen.
In Dortmund war Jacob neben der Klassikerpflege die Aufführung vergessener oder während der NS-Zeit verfemter Werke ein besonderes Anliegen. Nach der von ihm als demütigend empfundenen Nichtverlängerung seines Intendantenvertrages war er ab 1962 als freier Schauspieler, Regisseur und Publizist tätig. Ende der 1960er Jahre nahm er in enger Zusammenarbeit mit der damaligen Arbeitsstelle für deutsche Exilliteratur der Universität Hamburg ein langgehegtes Projekt, die umfassende Darstellung des Theaters im Exil in Angriff, das er jedoch nicht vollenden konnte.
Jacob verstarb am 20. Juli 1977 in Schwäbisch Hall, ohne Angehörige zu hinterlassen. Sein Grab befindet sich auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg. Sein umfangreicher Nachlass bildete die Grundlage für das heutige P. Walter Jacob Archiv an der Walter A. Berendsohn Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur sowie für die Tätigkeit der P. Walter Jacob Stiftung, deren Gründung er in seinem Testament verfügte.