Forschungsstelle für
deutsche Exilliteratur
Foto: Ildikó Felbinger
11. Mai 2018
Foto: Andreas Maislinger, „Casa Stefan Zweig“, CC BY-SA 3.0 de, cropped
Dienstag, 29. Mai 2018, 18 Uhr
Vortragssaal der Staats- und Universitätsbibliothek
Von-Melle-Park 3, 20146 Hamburg
In den letzten Monaten seines Lebens schrieb Stefan Zweig in seinem brasilianischen Exil eine Biographie von Michel de Montaigne. Interessant ist, dass Zweig in dieser Biographie auch eine Beziehung zu Brasilien herstellte, und zwar zu dem Mythos des „unverstellten, unverdorbenen Menschen“. Tatsächlich erwähnt Montaigne in seinen Essais eine Begegnung mit Indianern aus Brasilien, die zum berühmten 30. Kapitel des ersten Buches seiner Essais, genannt „Des Cannibales“, Anlass gab. Dieses Kapitel legte bekanntlich die Basis für den Mythos des ‚guten Wilden‘, der Idee, wonach die Urbevölkerung Amerikas bis zur Ankunft der Europäer in einer Form der natürlichen Unschuld lebte. Ziel dieses Vortrags ist nachzugehen, inwieweit dieser Mythos, der im Laufe der Geschichte in verschiedensten Varianten in der intellektuellen Auseinandersetzung mit Brasilien auftaucht, auch Zweigs Vorstellungen dieses Landes beeinflusst und sich in seinem Brasilienwerk niedergeschlagen hat.
Jeroen Dewulf ist Associate Professor im Department of German, Queen Beatrix Professor in Dutch Studies und Leiter des Institute of European Studies der Universität Berkeley, Kalifornien. In den letzten Jahren forschte er auch im Bereich der African Studies, Latin-American Studies und Postcolonial Studies. Außerdem ist er Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften und Schönen Künste von Belgien.
Eine Veranstaltung der Walter A. Berendsohn Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur