Forschungsstelle für
deutsche Exilliteratur
Foto: Ildikó Felbinger
18. September 2025
Am 18. September 2025 werden Christian Zech für seine Dissertation "Siegfried Aufhäuser. Gewerkschafter, Politiker und jüdischer Sozialist. 1884-1969" und Rhena Stürmer für ihre Dissertation "Jenseits des Bolschewismus. Lebenswege Weimarer Linkskommunisten zwischen den Systemen des 20. Jahrhunderts" mit dem diesjährigen Claus-Dieter Krohn Preis für Exilforschung ausgezeichnet:
Christian Zech beschäftigt sich mit Siegfried Aufhäusers Lebensweg (1884–1969) und legt den Schwerpunkt auf sein politisches und gewerkschaftliches Engagement. Handlungskontexte und Handlungsspielräume, Zielvorstellungen sowie Strategien der Interessendurchsetzung ebenso wie die Verarbeitung von individuellen Erfahrungen und Einflüssen werden im Zeitverlauf nachvollzogen. Dabei steht die Frage im Zentrum, inwieweit sich historische Brüche und Dynamiken in Aufhäusers Biografie widerspiegeln und welche gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen er selbst forciert und mitgeprägt hat. Die Rekonstruktion seines beruflichen Werdegangs als Angestelltengewerkschafter und seines damit korrespondierenden Engagements für die Sozialdemokratie dokumentiert Siegfried Aufhäusers Beteiligung an zahlreichen Umbrüchen und einschneidenden Ereignissen der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Die von Rhena Stürmer untersuchten Linkskommunisten und ihre Ideen stehen für eine radikaldemokratische Kritik am Deutschen Kaiserreich, am parlamentarischen System der Weimarer Republik, am sowjetkommunistischen Modell und am nationalsozialistischen Deutschland. Die Studie arbeitet die Tätigkeiten von Karl Schröder (1884– 1950), Alexander Schwab (1887–1943), Bernhard Reichenbach (1888–1975) und Adam Scharrer (1889–1948) heraus, die bisher lediglich in organisations-geschichtlichen Arbeiten zu dissident-kommunistischen Gruppen berücksichtigt wurden, und leistet einen Forschungsbeitrag zur deutschen Demokratiegeschichte, zur Transformation der Arbeiterbewegung im 20. Jahrhundert sowie zur Exilforschung und differenziert diese insbesondere im Hinblick auf die Erfahrungen sozialistischer Emigranten weiter aus.
Im Rahmen der Preisverleihung stellen die Preisträger:innen ihre Dissertation vor. Die Veranstaltung findet am 18.09.2025 um 19 Uhr s.t. in den Räumen der Exilbibliothek (Bibliothek für Geisteswissenschaften) Standort Philosophenturm, Von-Melle-Park 6, 20146 Hamburg statt. Der Veranstaltung ist öffentlich – alle sind herzlich eingeladen.